28
Okt
07

Kopfhörerverstärker mit Wumms!

Für mich gibt es in Sachen Musik nur zwei Gruppen. Die einen legen Wert auf richtig guten Klang (ganz unabhängig ob sie nun Rock, Pop, Trance, Drum ´n Bass oder sonstwas hören), die anderen sind die „hauptsache Musik und laut“-Fraktion, die keinen großen Wert darauf legen, WIE die Musik klingt. Hauptsache laut, ob es kratzt wie verrückt ist dabei egal…

Ich zähle mich da eher zur ersten Gruppe. Für mich muss Musik gut klingen, der Bass muss da sein, die Höhen sollten trotzdem nicht klirren. Dazu gehört natürlich die passende Hardware. Ich besitze seit gut zwei Jahren einen Sennheiser PX 200. Er bietet mir genau den Klang und den Komfort, den ich möchte: Bassstark, halboffenes Design, d.h Aussengeräusche werden gut abgeschirmt, zusammenklappbar.

Nun benutze ich den Kopfhörer nicht immer an meinem MP3-Player (Creative Zen Touch), sondern auch an meinem N770 Internet Tablet. Bloß hat das keine gescheite Ausgangslautstärke um den feinen Sennheiser richtig zu fordern. Ein Kopfhörerverstärker muss her! Er muss dabei die gleichen Kriterien erfüllen. Dazu kommt noch ein wichtiger Faktor: Die Laufzeit! 20 Stunden sollten mit einer Batterieladung schon möglich sein!

Also schaute ich etwas im Internet herum, eine blasse Idee hatte ich schon. Ein Operationsverstärker sollte den Job erfüllen, denn diese kleinen Wunder haben genug Power, verbrauchen dabei aber nur wenig Leistung.

Auf dieser Seite wurde ich schliesslich fündig. Schnell das Datenblatt herausgesucht und mir die Eckdaten angeschaut.

Wow! Klirrfakter usw sprechen schon Bände, doch was noch schöner ist: Betriebsspannung bis herunter zu ±2,5V!

Also geht es ans löten. Doch vor dem löten steht immer das Design der Schaltung. Klein soll die Platine werden, auf Lochraster aufgebaut.

Herausgekommen ist folgendes „Layout“ (der Spannungsteiler ist nicht zu sehen):

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Zugegebenermassen sieht es wirklich pfuschig aus, doch es funktioniert prima. Kein Brummen oder sonstige Störgeräusche. Dieses Layout ist auf minimalstem Platz aufgebaut, weniger geht auf Lochraster nicht. Nichtmal alle Widerstände haben beide Beinchen im Hartpapier stecken. Das sieht zwar chaotisch aus, ist aber für viele DIY´ler im Audiobereich üblich. Hauptsache es klingt gut! Die grauen Kondensatoren haben nur 100nF und nicht 470nF, wie im Schaltplan beschrieben. Sie dienen nur zum entkoppeln, da sind kleinere Werte auch ok.

Operationsverstärker benötigen eigentlich immer eine ±-Versorgungsspannung. Dies wird ganz einfach mit einem Spannungsteiler realisiert. Der besteht nur aus 2 Elkos zur Glättung und zwei Widerständen. (Zu sehen im Schaltplan links). Betrieben wird die Schaltung mit 18V (2x9V batterien in Reihe). Das scheint auf den ersten Blick total übertrieben, doch möchte ich an die Mindestbetriebsspannung des Op-Amps erinnern! zusammen mit dem Faktor „lange Laufzeit“ ergibt sich das „warum“ von ganz allein!

Sogar wenn die Batterien total „ausgelutscht“ sind, hat der Verstärker noch das Potential, einen dicken Sennheiser (HD 265) zuHöchstleistungen zu treiben!

Eingebaut wird das Ganze in ein billiges Gehäuse von Reichelt (ca. 2€), welches mit zwei Schrauben verschlossen wird. (man wird ihn nur einmal alle paar Wochen oder gar Monate öffnen müssen, bedingt durch den geringen Stromverbrauch)

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Die zwei 3,5mm Klinkenbuchsen werden mit Konstruktionskleber eingeklebt (sieht wiedermal pfuschig aus, wird aber länger halten als jede Verschraubung und ist hier nicht anders möglich, da das Gewinde nicht lang genug ist, um die Buchsen im Deckel zu verschrauben…)

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Dann kommt die Schaltung ins Gehäuse und wird mit 0,14mm² Draht frei verdrahtet.

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So sieht das ganze incl. Batterien dann aus. Die sind da mit reingelötet, denn wie schon gesagt, muss man die wohl die nächsten Wochen nicht mehr wechseln. Und wenn es an der Zeit ist, werden die nächsten mit gescheiten 9v-Clips reingemacht.

Hier noch zwei Fotos:
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Wie ihr seht, ist dieser Artikel weniger ein Tutorial als vielmehr eine Anregung, sich sowas auch mal selber zu basteln. Habt Spaß dabei!


11 Antworten to “Kopfhörerverstärker mit Wumms!”


  1. 1 Thomas Mroß
    Dezember 12, 2008 um 8:58 am

    hallo, ein geniales teil, welches ich seit jahren suche. bin jetzt erst auf die idee gekommen zu googeln. würde sie mir son ein teil bauen ? preis ? habe selbst kaum zeit, würde aber zu gern meinen 80er jahre gettoblaster mit einem mps player betreiben, kommt allerdinsg nur leise musik raus. von daher ist ihr teil genau das richtige für mich. würde mich über eine antwort freuen. beste grüße, thomas

  2. 3 Thomas Mroß
    Dezember 21, 2008 um 10:11 pm

    Hallo rbt, schon mal schönen dank, dass du geantwortest hast. es handelt sich um einen sharp gf-9191. heute sagt man ghettoblaster dazu, früher war es einfach nur ein großer radiorecorder. er hat noch die alten din eingänge, habe dafür aber einen adapter. ansonsten hatte ich vor, mein sony ericson k800i handy an diesen sharp anzuschließen, oder aber auch an eine sony mini anlage bzw an meinem autoradio. für das handy habe ich einen 3,5 mm klinkenadapter. es funktioniert ja eigentlich alles, es fehlt allerdings an lautstärke, bzw. an substanz, hört sich eben doch ein wenig dünn an. ich habe ein faible für so ausgefuchste sachen, wie du es da konstruiert hast. mein handy hat einen 8 gb speicherchip, an einem sennheiser kopfhörer hört sich die musik ganz gut an und getestet wurde es auch sehr gut. warum soll ich mir also ein anderes teil kaufen. es ist das erste mal, dass ich den handy-vertrag verlängert habe, ohne ein neues handy zu nehmen, ich bin sehr zufrieden mit dem teil. beste grüße, thomas

  3. 4 rbt
    Dezember 22, 2008 um 6:08 pm

    um hier keinem die Butterm vom Brot zu klauen, gebaut hat das Teil jngd (der Mitautor), aber da kann ich glaub ich auch was zu sagen. so wie du das beschreibst liegt es nicht am handy bzw zu wenig ausgangsleistung. am Köpfhörer ist ja alles tutti und an nem Sennheiser wird dieser hier ja auch betrieben.

    Hast du das ding auch mal an nem anderen Ghettoblaster oder ner Anlage getestet? eventuell fehlen auch nur deiner sharpkiste ein paar haare auf der Brust. Ob man dem sharpinternen Verstärker mit so einem Ding wirklich unter die Arme greifen kann müsst ich auch erstmal nachschaue. Ich hoffe jngd schreibt da auch noch was zu, der kennt seinen Pfusch am besten ^^

  4. 5 Felix
    März 7, 2012 um 1:05 am

    Moinsen, erstmal cooler Bericht! Ich bin gerade dabei ein mehrkanaligen Kopfhörerverstärker zu bauen und da bin ich durch Deinen Eintrag auf den OPA2134 gekommen, der ja wirklich super Eckdaten besitzt.
    Ich habe aber mal eine Frage zum Spannungsteiler. Die beiden 9V Batterien werden ja in Reihe angelegt, dh. könnte ich auch 18V DC Netzteil stattdessen nutzen?

    • 6 jngd
      März 7, 2012 um 9:05 pm

      Nein, Du brauchst leider eine symmetrische Spannungsversorgung.
      Also einen Trafo der 2x9V (oder mehr) Ausgangssapnnung. Musste halt noch sehr ordentlich gleichrichten, sieben und glätten dann. Dazu gibt es aber viele Infos im Netz.

      Es gibt auch die Möglichkeit einer virtuellen Masse aber ganz ehrlich: Nen kleiner Ringkerntrafo mit 2x9V kostet nicht viel, und die Siebbeschaltung ist einfach und günstig aufzubauen. Ein 10W Trafo kost so ca. 13 € beim Elektrodiscounter „mit dem großen R“…

      Grüße!

      • 7 Felix
        März 17, 2012 um 7:28 pm

        Ah ok, aber kurze Verständnisfrage. Warum klappt es auch mit einer Batterie, das wäre doch dann wieder keine symmetrische Stromversorgung? Dachte der Spannungsteiler erzeugt die virtuelle Masse. Beste Grüße und vielen Dank, Felix

  5. Oktober 16, 2013 um 10:43 am

    Cooles Teil. Und ja du hast recht: Es gibt viel zu viele Leute, die wirklich guten Klang nicht zu schätzen wissen. Meistens haben sie richtig schönen Hifi-Sound aber auch nicht kennenlernen dürfen.


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